5 Fragen an… Frank Rust, Head of Group Treasury bei Bucher
Bucher Industries ist ein weltweit tätiger Technologiekonzern mit führenden Marktstellungen in Spezialgebieten des Maschinenbaus. Das an der Schweizer Börse kotierte Unternehmen erzielte 2019 mit 13’100 Mitarbeitenden einen Umsatz von CHF 3.1 Mrd. Seit 10 Jahren ist Frank Rust Head of Group Treasury bei Bucher. Im heutigen Blog gibt uns der erfahrene Treasurer spannende Einblicke zum FX-Management bei Bucher in Zeiten von COVID-19. Neben seiner Tätigkeit bei Bucher ist Frank Rust u. a. Präsident des nationalen Fachverbands für Unternehmenstreasury SwissACT.
Welchen wesentlichen FX-Exposures ist Bucher ausgesetzt?
Bucher ist als weltweit agierender Konzern auf allen Kontinenten vertreten und entsprechend wesentlichen FX-Risiken ausgesetzt. Insgesamt müssen wir rund 30 Währungen bewirtschaften. In Bezug auf Transaktionsrisiken liegen die grössten FX-Exposures in den Währungen USD, SEK, EUR, GBP, PLN, AUD, CNY und MYR. Diese Exposures werden aktiv bewirtschaftet basierend auf einem vor Jahren eingeführten Hedging-Konzept. Die weiteren Währungen werden mehrheitlich selektiv bewirtschaftet.
Können Sie uns kurz die wesentlichen Aspekte des Hedging-Konzepts von Bucher erläutern?
Ein wesentlicher Grundsatz unseres Hedging-Konzepts liegt darin, dass FX-Risiken konsequent zentralisiert und die resultierenden Netto-Exposures vom Group Treasury regelbasiert bewirtschaftet werden. Ausgangspunkt bilden die währungsspezifischen Cashflow-Forecasts abgeleitet aus dem Budget, deren Nettogrössen auf Gruppenstufe i. d. R. mit einer Quote von rund 75% Anfang Dezember jeweils für das folgende Geschäftsjahr abgesichert werden. Neben der Ziel-Hedging-Quote sind die Hedging-Kosten, die Risikotragfähigkeit der Gruppe sowie die strategische Einschätzung möglicher, FX-bedingter Opportunitäten massgebend bei der Ausgestaltung der Absicherungen in den einzelnen Währungen. Quartalsweise werden die Cashflow-Forecasts aktualisiert und die entsprechenden Hedges bei Bedarf angepasst. Mit dem etablierten Konzept können die lokalen Management-Teams die budgetierte Marge weitgehend gegen Währungsschwankungen intern absichern und sich somit vollumfänglich auf die Steuerung des operativen Geschäfts fokussieren.
Welche Auswirkungen hatte und hat die durch die COVID-19-Pandemie ausgelöste Krise auf das operative Geschäft von Bucher?
Im ersten Halbjahr mussten wir einen Umsatzrückgang von -18.3% (währungsbereinigt -13.8%) hinnehmen. Trotz der bestehenden Unsicherheiten erwartet der Konzern für das Gesamtjahr einen Umsatzrückgang in der Grössenordnung des ersten Halbjahrs sowie eine Betriebsgewinnmarge im mittleren einstelligen Bereich. In verschiedenen Ländern (u.a. Frankreich, Italien und Indien) mussten unsere Produktionsstätten über Wochen COVID-19-bedingt geschlossen werden. Dem Umsatzrückgang begegneten wir unmittelbar mit Massnahmen zur Kostenreduktion und zur Sicherung der Liquidität. Unser Investitionsvolumen wurde um 30% reduziert.
Gab es spezifische, durch die COVID-19-Krise ausgelösten Effekte auf die FX-Exposures, und wie haben Sie darauf reagiert?
Die signifikanten Umsatzeinbussen hatten zur Folge, dass wir teilweise «overhedged» waren. Basierend auf den Cashflow-Forecasts anfangs April haben wir in Abstimmung mit den lokalen Einheiten die FX-Hedges bei Bedarf angepasst und teilweise aufgelöst. Durch die generelle Aufwertung des CHF gegenüber fast allen Währungen konnten wir die Hedges glücklicherweise mit einem positiven Gewinnbeitrag terminieren. Zusätzlich waren wir im ständigen Kontakt mit unseren lokalen Einheiten und haben die aktuellen Marktentwicklungen noch engmaschiger verfolgt. Neben der FX-Bewirtschaftung lag unser primärer Fokus im Rahmen dieser Krisenbewältigung auf der Steuerung und jederzeitigen Sicherung der Liquidität.
Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus den jüngsten Entwicklungen in Bezug auf die künftige Ausgestaltung des FX-Managements bei Bucher?
Wie schon bei der Krisenbewältigung im Zusammenhang mit der Aufhebung des EUR-Mindestkurses durch die SNB im Jahr 2015 hat sich auch bei dieser Krise wieder bestätigt, dass sich unser regelbasiertes Hedging-Konzept bewährt. Gerade in einer Krise erachte ich es als zentral, dass man sich bei der Steuerung von FX-Risiken auf ein etabliertes Konzept stützen kann, um so den notwendigen Handlungsspielraum schaffen zu können. Die hohen Unsicherheiten und die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen stellten zusätzliche Anforderungen an das Reporting. Mit unserer flexiblen und dynamischen Reporting-Lösung konnten wir dem zusätzlichen Informationsbedarf jederzeit gerecht werden. In diesem Zusammenhang ist eine gute Datenqualität eine zwingende Voraussetzung, um anhand von spezifischen Auswertungen belastbare Entscheidungsgrundlagen erstellen zu können.